PRE-Pferde (Pura Raza Espanola / Spanische Pferd)

PRE-Pferde (Pura Raza Espanola / Spanische Pferd)

PURA RAZA ESPAÑOLA – ANDALUSIER – CARTUJANOS

Verschiedene Namen für eine Pferderasse, die durch ihre Schönheit und ihren Adel seit Jahrhunderten die Menschen fasziniert. Über die Entstehung des heutigen Typs des spanischen Pferdes gibt es unterschiedliche Theorien. Sicher ist, dass das Spanische Pferd schon im Altertum berühmt war und bereits 300 – 400 n.Chr. ähnliche morphologischen Grundzüge aufwies wie heute.

Der spätere Einfluss der Pferde der maurischen Eroberer wird oft überbewertet. Hunderte von Jahren maurischer Herrschaft gingen sicherlich nicht spurlos an den ursprünglich in Spanien beheimateten Pferden vorüber. Doch ist der Einfluss spanischer Pferde auf die Zucht des Berbers sicherlich wesentlich stärker gewesen.

Es ist belegt, dass die Mauren nur mit sehr wenigen Pferden nach Spanien kamen. Das Fußgängerheer der Mauren machte sich erst mit den eroberten spanischen Pferden beritten.

In alten Quellen wird berichtet, dass die Berber die eroberten spanischen Pferde höher einschätzten, als ihre eigenen. So wurden viele andalusische Hengste als besondere Geschenke nach Nordafrika gebracht. Es ist sicher anzunehmen, dass diese Pferde in der Zucht eingesetzt wurden und manche Nachzucht im Laufe der Jahrhunderte dauernden Herrschaft der Mauren den Weg zurück nach Spanien gefunden hat.

Die teilweise behauptete Einkreuzung des Wüstenarabers ist eher unwahrscheinlich, da die Eroberer der spanischen Halbinsel Berberstämme, und keine Beduinen waren.

Im Mittelalter blühte die spanische Pferdezucht. „Das spanische Pferd“ als einheitlichen Typ gab es damals jedoch nicht. Es gab zu dieser Zeit viele adlige Familien, die der Pferdezucht nachgingen. Diese Familien züchteten nach eigenen Vorstellungen, ihr Familienname wurde zu einer Art Markenzeichen, unter dem diese Pferde bekannt wurden. Berühmte Namen aus dieser Zeit waren z.B. die Valenzuelas, Guzmanes und die Zamoranos.

Zu dieser Zeit beginnt die Geschichte der CARTUJANOS, der Pferde der Karthäusermönche.

Im 15. Jahrhundert förderte Don Alvaro Obertus de la Valeto die Mönche. Mit seinem Tod vererbte er im Jahre 1476 der CARTUJA von Jerez de la Frontera etwa 40 km2 Land.

Im Unklaren ist, wann die Mönche dort wirklich mit der Pferdezucht begonnen haben. Viele Autoren legen den Beginn der Zucht mit der Übernahme des Landes zusammen. Altamirano zitiert in seinem Buch (Historia y Origen del Caballo Español) eine alte Quelle, in der von einer jährlichen Viehzählung der Stadt Jerez von 1588 die Rede ist, in der damals der Pferdebestand des Karthäuserklosters von Jerez mit nur 4 Tiere angegeben ist.

Das würde insoweit einen Sinn ergeben, da einige Autoren davon berichten, dass die Zucht der später als CARTUJANOS bekannt gewordenen Pferde auf die Zucht der Brüder Zamora zurückgeht. Es wird davon berichtet, dass die Mönche um 1730 die Zucht von PEDRO PICADO übernahmen, der seine Schulden bei den Mönchen nicht bezahlen konnte.

PEDRO PICADO hatte 1682 die Zucht der Brüder ZAMORA aus Jerez übernommen, deren Pferde unter dem Namen ZAMORANOS zu Ihrer Zeit berühmt für ihre Qualität waren.

Zu den ZAMORANOS gibt es eine alte Legende. So soll 1665 der Soldat Joaquin Torres mit einem sehr alten Hengst durch Jerez de la Frontera gekommen sein. Die Brüder Andres und Diego Zamora kauften den Hengst und deckten mit ihm ihre eigenen Stuten. Lediglich zwei Fohlen, eine Stute und ein Hengst wurden nach dem alten Hengst geboren. Der Hengst, mit Namen ESCLAVO soll 7 cuartas (Spannen) und 5 dedos (Finger) = ca. 155cm groß gewesen sein. Er wird beschrieben als Dunkelschimmel, mit sehr schönem Ausdruck , mit weißen Flecken von der Größe einer Bohne.

Schönen Ohren, einer sehr gut gewinkelten Vor- und Hinterhand und einer besonderen Leichtigkeit in den Bewegungen. Er soll ein sehr gefügiges Pferd gewesen sein, von einem Kind zu handhaben. Die Nachzucht von ESCLAVO soll seine Qualitäten geerbt haben, ebenso wie die Warzen unter seiner Schweifrübe, die in der Folgezeit zu einer Art Gütesiegel für die Reinheit seiner Nachkommen wurden. Ein weiteres Kuriosum ist, dass vielen Pferden nach ESCLAVO nachgesagt wird, auf der Stirn 1 oder 2 kleine Erhebungen (Hörner) gehabt zu haben.

Aufgrund seiner Herkunft nach dem Hengst des Soldaten Torres wurden seine Nachkommen oft auch ehrfurchtsvoll als Pferde aus der Linie “del Soldado” bezeichnet.

Andere Autoren differenzieren die Geschichte der Pferdezucht der Mönche, und behaupten, das die Karthäusermönche schon vor der Übernahme der Zamoranos von Pedro PICADO erstklassige Pferde gezüchtet haben, die Linie der Zamoranos aber rein erhalten hätten. Diese Linie soll den heutigen Karthäuserpferden entsprechen. Dem wird jedoch von anderen Autoren widersprochen, die die Zucht der Karthäuserpferde für viel älter halten, und glauben, dass die Zamoranos in dem alten Pferdebestand der Mönche aufgegangen sind.

Während der Barockzeit war das spanische Pferd das begehrteste Reitpferd an europäischen Fürstenhöfen und beeinflusste viele europäische Pferderassen. Königliche Edikte im 17. und 18. Jahrhundert bedeuteten fast den Untergang der Rasse. Unter französischer Herrschaft wurde auf Befehl Napoleons die Einkreuzung größerer und schwererer Pferde auf der ganzen iberischen Halbinsel durchgesetzt.

Die Karthäusermönche weigerten sich jedoch strikt, den Befehlen zu gehorchen. Sie brachten ihre Pferde in Sicherheit, um mit ihnen rein weiterzuzüchten. Nur ihrer Sturheit und ihrer Findigkeit ist es zu verdanken, dass diese Pferderasse über Jahrhunderte bis heute erhalten blieb.

Anfang des 19. Jahrhunderts mussten die Karthäusermönche ihren gesamten Pferdebestand abgeben. Zwischen 1810 und 1835 gaben die Karthäusermönche viele ihrer Pferde an Züchter aus der Gegend von Jerez ab.

In diesem Zusammenhang wird oft der Name von ANTONIO ABAD ROMANO genannt, dessen Blutlinie den Namen ROMANITOS trug.

1866, und später 1869 nennt ANTONIO MACHADO NUÑEZ in seinem Werk “Catalogus Methodicus Mammalium” Gestüte, die Nachkommen der Pferde der Karthäusermönche züchten: ZAPATA und NUÑEZ DE PRADO aus Arcos de la Frontera, CORBACHO aus Montellano, CALERO aus Vejer. Weiter nennt er die Gestüte von CELIS, CAMINO, VARELA, TEJEDOR; GUERRERO, MOLINA, ROMERO, MARTEL, RETAMALES und PALOMINO.

Die wesentlichsten Teile des Karthäusergestüts sollen letztendlich 1835 zwischen CORBACHO, CALERO und dem Pater D. Pedro José ZAPATA y Caro, dem Gründer des Krankenhauses von Arcos de la Frontera aufgeteilt worden sein.

Das Gestüt der ZAPATAS hatte den berühmten KANDARENBRAND, der bis heute existiert. Vincente Romero, der später die Zucht der ZAPATAS übernahm, berichtet in einem Brief an seinen Freund Ruy d’Andrade, dass die ZAPATAS zur Zeit der Übernahme zwei erstklassige Schimmelhengste besaßen, deren Abstammung auf die Zuchten von RETAMALES und PALOMINO zurückgehen sollte. Mit diesen Hengsten deckten sie die Stuten die sie von den Karthäusermönchen erhalten hatten. Dadurch wurde in der Folgezeit die Schimmelfarbe immer stärker verbreitet.

1854 wurde das gesamte Gestüt ZAPATA verkauft. Es wurde zum größten Teil von dem bereits erwähnten Vincente Romero Garcia übernommen, der auch den Brand weiterführte. Er fügte er dem Kandarenbrand noch ein C hinzu. Seit diesem Zeitpunkt existieren 2 Kandarenbrände, der ohne und der mit dem C.

Besitzer dieser Brände waren im Laufe der Jahre: Hermanos Dominguez, Francisco Chica, Juan P. Domecq, Roberto Osborne, Fernando C. de Terry, Isabell Merello Viuda de Terry, Rumasa S.A. und heute die staatliche Gesellschaft Expasa.

Festzuhalten ist auch, dass lange Zeit nachdem die Pferde der Mönche verkauft wurden, der Begriff CARTUJANOS kaum benutzt wurde. Die Pferde hießen nach dem damaligen Besitzer ZAPATAS oder später ZAPATAS de VINCENTE ROMERO.

Nachdem die ZAPATAS die Stuten der Mönche mit eigenen Hengsten angepaart haben, so ist es wohl heute richtiger von ZAPATAS oder KANDARENBRAND – Pferden zu reden, wenn es darum geht über diese eine Zuchtlinie zu sprechen. Wenn man trotzdem den Begriff CARTUJANOS verwenden will, darf man neben den KANDARENBRAND – Pferden, den ZAPATAS, die bedeutenden Blutlinien von CALERO und CORBACHO nicht vergessen.

Die Zucht von CALERO wurde 1854 an Cristobal Romero Zarco verkaufte. 1897 wurde der Bestand des Gestüts mit 18 Stuten und 2 Hengsten von VINCENTE ROMERO GARCIA ergänzt. Nachdem CRISTOBAL ROMERO ZARCO verstorben war, wurde das Gestüt unter seine Söhne aufgeteilt. Die Zucht des RAFAEL ROMERO BENITEZ ist heute unter dem Namen YEGUADA ROMERO BENITEZ bekannt.

Erwähnenswert ist, dass in Deutschland das Gestüt Grimmstal ein Bestand von über 50 Pferden dieser Blutlinie besaß und dieses Blut in einer Form rein erhalten hatte, wie es selbst im heutigen Gestüt ROMERO BENITEZ kaum noch existiert. Leider wurde das Gestüt aufgegeben und die Pferde sind heute wieder in Spanien.

Interessant ist, dass bereits 1747 das portugiesische Königshaus durch den DUQUE DE BRAGANZA bei den Karthäusermönchen 100 Zuchtstuten, 100 Stuten zwischen 2 und 3 Jahren und 5 Deckhengste kaufte, um in VILLA DE PORTEL das berühmte Gestüt ALTER zu gründen.

Nachdem Anfang des 20. Jahrhunderts dieser Stamm durch Fremdbluteinflüsse fast wieder zerstört war, kaufte Ruy d’Andrade im Auftrag des portugiesischen Staates von seinem Freund VINCENTE ROMERO GARCIA Anfang diese Jahrhunderts weitere Stuten und Hengste, und konnte so 1942 dem portugiesischen Landwirtschaftsministerium einen zwar kleinen, aber doch gedeihenden Bestand übergeben.

Interessant übrigens, dass die Nachkommen von Ruy d’Andrade heute ihre berühmte Lusitano – Zucht als eine reinblütige Karthäuserzucht bezeichnen. Einige der besten portugiesischen Stierkampfpferde sind Nachkommen des Andrade – Hengstes FIRME, der ein Sohn des Karthäuserhengstes PRINCIPE VIII war, der den Kandarenbrand trug und von FRANCISCO CHICA stammte.

Der Kandarenbrand wird immer mit dem Namen Terry in Verbindung gebracht, doch wie man sieht, hat dieser Brand seine eigene Geschichte. Fernando de Terry hatte den Brand 1949 erworben, verstarb aber bereits 1952. In der Folgezeit besaß seine Witwe den Brand bis 1981. Danach übernahm die Holding RUMASA S.A. das Gestüt. Nach dem Konkurs der RUMASA S.A. stand das Gestüt einige Jahre zum Verkauf. Erst 1990 entschloss man sich, eine staatliche Gesellschaft, die EXPASA zu gründen, die das Gestüt und den Brand übernahm.

Nach Jahren des Niedergangs versucht man heute unter wissenschaftlicher Leitung dem Gestüt neuen Glanz zu verleihen.

Bereits seit den 30er Jahren haben andere Züchter auf der Basis von Pferden mit dem Kandarenbrand ihre eigenen Zuchten aufgebaut, die teilweise, besonders aber in den letzten 2 Jahrzehnten, besser waren, als die Zuchtergebnisse aus dem Stammgestüt. Um nur einige Namen zu nennen: Osborne (der ja zeitweise selbst mit dem Kandarenbrand züchtete), Manuel de la Calle, Pallares, Blasco Balbuena, Urquijo (Conde de Odiel), Vizconde de la Montesina, Marques de Salvatierra, Gomez-Cuetarra, Las Lumbreras.

Um die Reinzucht der Pferde mit der Abstammung aus dem Karthäuserkloster wird heute viel diskutiert. Tatsache ist, dass heute keine P.R.E. (Pura Raza Española) ohne Karthäuserblut existieren.

Wieweit es allerdings überhaupt noch einen 100% rein gezogenen Karthäuser gibt, ist offen.

Die Bemühungen, eine Definition zu finden, scheiterte bisher immer an der Tatsache, dass relativ wenig Original – Dokumente existieren und man sich über eine genaue Definition nicht einigen konnte. Meist berichten Zeitgenossen oder Chronisten späterer Jahre über überlieferte Legenden, deren Wahrheitsgehalt nur schwer nachprüfbar ist. Die neuesten Veröffentlichungen von Juan Carlos Altamirano bringen wieder neuen Schwung in die Diskussion um die Karthäuser und man darf gespannt sein, wie sich die fanatischen Verfechter des Reinheitsgedankens mit seinen Argumenten auseinandersetzen werden.

Wenn man heute eine der bedeutendsten Karthäuserlinien, die Kandarenbrandlinie als alleinige rein erhaltene Linie bezeichnet, so macht man es sich zu einfach. Der Begriff “Cerrado in Bocado”, der heute in Spanien in aller Munde ist, bezeichnet nur ein Pferd, das geschlossen in der Kandarenbrandlinie gezüchtet wurde. Über eine 100 % beweisbare Abstammung von den Pferden der Karthäusermönche sagt das nichts aus.

Dazu muss man wissen, dass in den 70er und Anfang der 80er Jahre als Besitzer des Kandarenbrandes die Familie TERRY, später die Gesellschaft RUMASA S.A. und ebenso deren Nachfolger, die stattliche EXPASA nicht unbedingt ausschließlich mit alten Karthäuserlinien gezüchtet haben. Die Nachkommen dieser Paarungen wurden aber ebenfalls mit dem Kandarenbrand versehen. Ein “Cerrado in Bocado” wäre auch hier gegeben.

Doch selbst die ZAPATAS deckten, wie bereits erwähnt, die von den Mönchen gekauften Stuten mit 2 Hengsten, die sie bereits besaßen. Über die Abstammung dieser Hengste kann nur spekuliert werden. Sie sollen von großer Qualität gewesen sein, doch ob deren Züchter, die Gestüte von RETAMALES und PALOMINO ihrerseits ausschließlich rein gezogene Pferde aus der Blutlinie des Karthäuserklosters hatten, ist unklar.

Wie aus den ersten Stutbüchern hervorgeht, deckte auch der Nachfolger der ZAPATAS, VINCENTE ROMERO GARCIA mit CORONEL einem Hengst von GUERRERO und mit einem Hengst aus dem Gestüt von CORBACHO.

Wie ANTONIO MACHADO NUÑEZ berichtete, hatten auch diese Gestüte Nachkommen aus der Zucht des Karthäuserklosters. Aber sie trugen nicht den Kandarenbrand und diese Blutlinien hatten natürlich auch in anderen Zuchten einen maßgeblichen Anteil, den man heute nicht einfach unter den Tisch kehren kann.

Bei der geringen Anzahl der, ich sage es bewusst mit Vorbehalt, noch lebenden “reinen” Karthäuser, ist es naheliegend, dass mangels der nur relativ gering möglichen Zuchtauslese, viele schlechte Exemplare existieren. Es ist naheliegend, dass viele PRE mit 95 % oder mehr Karthäuseranteil eher den alten Typ verkörpern, als schlechte Pferde die “Cerrado in Bocado” sind. Dazu kommt, dass diese Pferde oft günstiger zu haben sind, bei gleicher oder sogar besserer Qualität.

Bei der Schwemme der zur Zeit angebotenen angeblichen “reinen” Karthäuser sind regelmäßig Zweifel angebracht. Wenn man weiß, wie schwer es ist, an gute Karthäuser, besonders an eine gute Stute zu kommen, so sollte man sich genau informieren, bevor man den Aussagen eines wortgewandten Verkäufers Glauben schenkt.

Es ist sicherlich nicht abzustreiten, dass von den typischsten und besten Vertretern dieser alten Blutlinien eine Ausstrahlung ausgeht, der man sich nur schwerlich entziehen kann.

Wichtiger als mit Fanatismus eine vielleicht in ihrer reinen Form längst verlorene Blutlinie zu beweihräuchern, ist es, herauszufinden, wie die so berühmten Pferde der Karthäusermönche wirklich aussahen, welchen Charakter, welche Eigenschaften sie besaßen. Und diese Eigenschaften sind es wert erhalten zu werden.

 

Entschuldigung - das darf nicht kopiert werden ....

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