Freiberger

Freiberger

Freiberger

Eine Pferderasse entsteht nicht durch Erlass oder Beschluss, sondern über einen langen Zeitraum. Irgendwann hat sie ihren Standard erreicht und wird dann von den Züchtern anerkannt und auf diesem Niveau gepflegt. Die Wiege der Freiberger befindet sich im Hochplateau der Freiberge, an der nordwestlichen Grenze der Schweizer Jura. Auch der Name rührt daher: „Franche Montages“ bedeutet Freie Berge, FM. Der Grundstein für eine bäuerliche Pferdezucht wurde vor zirka 500 Jahren gelegt, als sich die Zucht des Freibergers zu konsolidieren begann.

Anfänge

Die Anfänge der Zucht der schweren Schweizer Pferde sind zu Zeiten der Burgunder-Kriege zu suchen. Viele Pferde fielen den Bauern im westschweizerischen Kampfgebiet in die Hände. Auch Kaltblüter (siehe Kaltblut) vom Typ der Ardenner und Comtois waren darunter. Erfolgreich züchtete man kräftige Arbeits- und Kavalleriepferde. Es entstanden in der Schweiz verschiedene Schläge, so zum Beispiel: der Seeländer, Prätigauer, Entlebucher, Oberländer und Einsiedler Pferde.

Sehr gefragt

Im 17. Jahrhundert waren diese Pferde im In- und Ausland sehr gefragt. Daraufhin wurde 1705 ein Gesetz zur Förderung ihrer Zucht erlassen, um durch den Verkauf der Tiere wieder Geld ins Land zu bekommen. Hauptabnehmer dieser Pferde war im 18. Jahrhundert Frankreich. 1714 kaufte die französische Regierung zehntausend Remonten (Nachwuchspferde) für die Armee Ludwig des XIV.

Großer Rückschlag

Der erste größere Rückschlag in der schweizerischen Pferdezucht erfolgte durch die Napoleonischen Kriege. Das Gestüt Einsiedeln wurde 1798 durch die Franzosen, die diesmal als Feinde kamen, ausgeraubt. Weiterhin bestand nach 1825 kaum Bedarf an Zugpferden, vor allem für Frankreich, was wiederum ein Rückschlag für die Schweizer Zucht war. Mit der geringen Nachfrage ließ auch die Qualität nach.

Fortbestand

Um den Fortbestand dieser Pferde zu retten, wurde 1864 eine Fachkommission gegründet. Aus dieser ging später eine siebenköpfige eidgenössische Pferdezuchtkommission hervor. In den folgenden Jahrzehnten versuchte man zumindest die Kavallerie-Pferdezucht durch Ankauf von zumeist Hackneys, Vollblütern und Anglo-Normannen, zu beleben. Den Bauern war das Produkt dieser Zuchtpolitik zu leicht. Die Bauernschaft wollte ein zugstarkes, kompaktes Arbeitstier. Somit wurden kurzfristig Ardenner, Bretonen, Comtois, Percherons und Shire-Horses importiert.

Durchbruch

Den Durchbruch der Freiberger Zucht erlangte man um die Jahrhundertwende, als man für das Hengst- und Fohlendepot in Arenches Beschäler im Zugpferdetyp aus dem Schweizer Jura ankaufte. Unter ihnen der 1891 in Saignelegier geborene Stammvater „Vaillant“, der auf englisches und französisches Blut zurückgeht. Ebenso der Mitbegründer „Imprévu“, ein 1886 gezogener Anglo-Normanne. Die Kreuzungsresultate zwischen den Anglo-Normannen und den Jura-Stuten erwiesen sich als gut.

Reinzucht

Bereits ab 1910 wurde der kleinstämmige, robuste, mittelschwere Freiberger hereingezogen. Die Zahl der Freiberger ging im Zuge der Mechanisierung der Landwirtschaft nach Ende des Zweiten Weltkrieges stark zurück. Nach 1945 folgten Veredelungen mit „Uran“ einem Anglo-Normannen, den Vollblutarabern „Shagya“ und „Shagya l“ sowie „Doktryner“ und dem Schwedenhengst „Aladin“ mit Trakehner-Abstammung.

Der Typ

Daraus resultierte der heute in einem mittelschweren und leichten Typ existierende Freiberger. Ebenso von Bedeutung ist der 1965 gezogene Fuchs-Hengst „Alsacien“, ein Hengst aus der Anpaarung aus einer Freiberger-Stute mit dem Schwedenhengst „Aladin“. Besonders durch ihn wurde der moderne, elegante Freibergertyp erreicht.

Eigenschaften

Die wohl hervorstechendste Eigenschaft der Freiberger ist der gute Charakter und sein ruhiges, freundliches Wesen. Der Freiberger ist ein leistungsbereites und leistungsfähiges, vielseitig einsetzbares und belastbares Pferd, das für Reit-, Fahr-, Trag- und Zugzwecke jeder Art geeignet ist.

Der Freiberger besitzt ein umgängliches, gleichzeitig einsatzfreudiges Wesen. Nervenstärke und Verlässlichkeit sowie ein gelassenes, ausgeglichenes Temperament und Intelligenz machen einen guten Freiberger aus.

Schwungvoll leichtfüßig

Der Freiberger ist ein frühreifes, genügsames und leichtfuttriges Pferd. Die raumgreifenden Grundgangarten sind taktmäßig, elastisch und trittsicher. Trotz seines Kalibers präsentiert sich der Freiberger schwungvoll, leichtfüßig und mit natürlicher Aufrichtung und Balance in seinen Bewegungen.

Merkmale

Weitere äußere Merkmale sind ein gut aufgesetzter Hals mit genügend Ganaschenfreiheit, ein ausgeprägter Widerrist mit guter Sattellage, eine lange schräge Schulter sowie eine breite tiefe Brust.

Erwünscht sind: ein trockenes Fundament mit korrekten, großen, tief angesetzten Gelenken, korrekte Gliedmaßenstellung mit mittellangen Fesseln und wohlgeformten Hufen.

Gewichts-Träger

Um auch seinem Ruf als hervorragender Gewichts-Träger gerecht zu werden, verfügt der Freiberger über einen gut bemuskelten und tragfähigen Rücken, eine kräftig bemuskelte lange, leicht geneigte Kruppe und eine harmonische Rumpfaufteilung. Freiberger zeichnen sich durch eine sehr robuste Gesundheit aus, haben ein hohes Regenerationsvermögen und sind fruchtbar.

Verwendungsmöglichkeiten

Nicht nur in der Schweiz, auch in Deutschland wird der Freiberger durch seine vielfältige Einsatzmöglichkeit immer beliebter. Nicht nur als Familien- und Freizeitpferd, sondern auch im Sport. Ein Freiberger ist ohne weiteres in der Lage, ein E-Springen oder auch eine A-Dressur zu bewältigen.

Ebenso ist er als Fahr,- Distanz oder Wanderreitpferd geeignet und erfreut sich im Westernreitsport zunehmender Beliebtheit. Immer mehr Freiberger werden als Therapiepferd im Behindertensport erfolgreich eingesetzt. Geeignet ist der Freiberger als Zug- und Lastentier, das bestätigt seinen Einsatz im Fahrsport und in der Land- und Forstwirtschaft sowie beim Militär in der Schweizer Armee.

Lasten bis zu 150 Kilogramm müssen vom Freiberger auf schmalen Pfaden und Geröllhalden transportiert werden.

Erfahrung

Die Freiberger werden auch in Deutschland immer beliebter. Aber auch dieses Pferd hat selbstverständlich seinen eigenen Kopf. Übermäßige Einkreuzungen würden diese Rasse nur verändern. Der Freiberger muss in seiner Einzigartigkeit erhalten bleiben. Der intelligente Kaltblüter überzeugt immer wieder durch seinen einwandfreien Charakter und klaren Kopf. Freiberger, mit seinem freundlichen ausgeglichenen Wesen ist ein robustes, leichtfuttriges und nicht überzüchtetes Pferd.

Zweite Nutzung

Viele Familien schaffen sich einen Freiberger an, weil er das ideale „Zweitnutzungspferd“ ist. Die Kinder können darauf reiten, auch Wanderreiten sowie Rallyes und kleinere Turniere bestreiten; die Familie kann gemeinsam eine Kutschpartie unternehmen. Andererseits freuen sich vom hektischen Leben geplagte Geschäftsleute über den Freiberger, um in ihrer Freizeit mit ihm ihren Stress abzubauen.

Die Pferde wirken mit ihrem ausgeglichenen Temperament beruhigend auf den Menschen und lassen ihn wieder zu sich selbst finden. Beim therapeutischen Reiten hat sich der Freiberger viel Anerkennung erarbeitet. Mit seinem ruhigen Charakter schafft er Vertrauen bei der Arbeit mit behinderten Menschen und hilft, Verkrampfungen zu lösen.

Da die Pferde flexibel auf ihre Patienten reagieren, kommen selten Stresssituationen zustande. Berichte von Freiberger-Besitzern beweisen die Vielseitigkeit der Rasse und deren Vorteile.

Zuchtziel

Der Freiberger soll ein ausdrucksvolles, mittelrahmiges, korrektes, leistungsstarkes, umgängliches und rassetypisches Pferd sein. Bei den Bewegungen wird Wert auf Schwung, Elastizität und Korrektheit der Bewegungen und Trittsicherheit der Gänge gelegt.

Aufgrund seines Charakters, seiner Leistungsbereitschaft, Robustheit, Fruchtbarkeit und extremer Leichtfuttrigkeit eignet er sich besonders als Fahr- und Reitpferd für die Freizeit, Sport, Landwirtschaft und Armee.

Der typische Freiberger soll ein edles, harmonisches, mittelrahmiges Pferd sein, das durch einen ausdrucksvollen Kopf, große ruhige Augen und eine gut geformte Halsung besticht. Als leichtes Kaltblut soll er eine kräftige Bemuskelung sowie klare und korrekte Gliedmaßen besitzen.

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Neues Zuchtprogramm

In der Freiberger Zucht ist ein unharmonisches Erscheinungsbild wie zum Beispiel ein zu schwerer oder zu leichter Typ, ein grober Kopf, ein zu kurzer Hals mit ungenügender Ganaschenfreiheit, eine kurze steile Schulter, verschwommene Konturen, schwammige Gelenke ebenso abzulehnen wie bei Zuchttieren ein fehlender Geschlechtsausdruck.

Im Dezember 1997 wurde ein neues Zuchtprogramm und eine Herdebuchordnung für Freiberger verabschiedet, die zum 01.01.1998 in Kraft getreten sind. Danach dürfen keine Fremdrassen mit dem Freiberger gekreuzt werden. Mithilfe dieser Reinzucht sollen die neu gesteckten Zuchtziele durch Selektion erreicht werden.

Fazit

Der Freiberger ist der letzte Vertreter der leichten Zugpferderassen Westeuropas. Ein Allrounder unter den Kaltblütern, der durch seine Vielseitigkeit, sein harmonisches Erscheinungsbild und sein freundliches, menschenbezogenes Wesen sowie einwandfreien Charakter beeindruckt. Ein Pferd für all diejenigen, die einen treuen und zuverlässigen Kameraden suchen.

 

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